Ferrari SM, Fallahi P, Antonelli A, Benvenga S. Environmental Issues in Thyroid Diseases. Front Endocrinol (Lausanne). 2017;8:50. Published 2017 Mar 20. doi:10.3389/fendo.2017.00050

Umweltfaktoren sind an der Entstehung von autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen (Morbus Basedow und Hashimoto Thyreoiditis) bei entsprechend anfälligen Menschen beteiligt. Zu den Umweltfaktoren gehören untere anderem ein Mangel oder Überschuss bestimmter Nährstoffe, Strahlung, Infektionen, Chemikalien und Darm-Dysbiosen.

Welche Umweltfaktoren sind relevant

Die Autoren des Papers beschreiben verschiedene Ursachen (hier ein Auszug):

  • Jod: Sowohl eine Unter- als auch eine Überversorgung mit Jod sind mit autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen assoziiert. Die Autoren geben keine Empfehlung zu Einnahme an. Die DGE empfiehlt für Erwachsene 200 mcg Jod am Tag.
  • Selen: Selen ist u.a. notwendig für die Funktion von Enzymen, wie der Glutathion Peroxidase (Immunsystem und Entgiftungsprozesse) und der Deiodase (Umwandlung von T4 zu T3). Die Autoren empfehlen eine tägliche Einnahme von 60 – 75 mcg.
  • Mikrobiom: Die Entstehung von Autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen ist mit einem veränderten Mikrobiom und/oder eine Dünndarmfehlbesiedlung assoziiert.
  • Vitamin D: Niedrige Vitamin-D Spiegel sind mit der Entstehung von autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen assoziiert.
  • Chemikalien: Chemikalien wie PCB, Bisphenol A, Phthalate, bromhaltige Flammschutzmittel und perfluorierte Stoffe stören die normale Schilddrüsenfunktion
  • Schwermetalle: Cadmium und toxische Dosen an Mangan (Metalle generell) können das Hormonsystem beeinflussen und sind mit Erkrankungen der Schilddrüse assoziiert

Take Away

Die gängige Meinung bzgl. der Entstehung von Autoimmunerkrankungen ist, dass Sie primär durch eine genetische Prädisposition entstehen. Dies wird auch in der Zusammenfassung des hier beschriebenen Papers hervorgehoben.

Although the genetic background accounts for approximately 70% of the risk for developing AITD, environmental triggers have an important role in the AITD development in susceptible individuals.

Ob Gene so ausschlaggebend sind und das „Schicksal“ schuld an Erkrankungen ist, sollte weiterhin diskutiert werden. Vor allem, wenn die Prävalenz von Auotimmunerkrankungen gerade in westlichen Gesellschaften in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zunimmt, ist der primäre Fokus auf Gene als Erklärung unzureichend.

Neben den oben genannten Faktoren scheint auch psychischer Stress eine wichtige Rolle zu spielen (Stress and thyroid autoimmunity). Weiterhin sind die Arbeiten von Dr. Terry Wahls im Kontext von Autoimmunerkrankungen interessant, wobei ihr Fokus auf der Multiplen Sklerose liegt.