Taurin. Einer der Inhaltsstoff in Energydrinks, die wach und fit machen sollen.
Taurin ist eine Aminosulfonsäure und keine Aminocarbonsäure, weswegen sie nicht in Proteine im Körper in eine Peptidkette eingebaut werden kann. Da die Substanz zum ersten Mal aus der Galle eines Ochsen isoliert wurde, gab man ihr den Namen Taurin (tauros, lat.: Stier).
Taurin entsteht beim Abbau der Aminosäuren Cystein und Methionin, weswegen es vor allem in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Fleisch, Fisch, Eier, Milch und besonders Austern/Muscheln enthalten viel Taurin.
Vor kurzem haben Stephen Schaffer und Ha Won Kim im Journal of Biomolecules & Therapeutics einen interessanten Übersichtsartikeln zu der therapeutischen Anwendung von Taurin veröffentlicht. Taurin kann viele positive Effekte habe (ähnlich der Aminosäure Glyzin). Spannend ist, dass Taurin in Japan als Standarttherapie zur Behandlung der Herzinsuffizienz zugelassen ist und den Einsatz zusätzlicher Medikamente reduziert (und das obwohl Taurin „nur“ eine natürlich vorkommende Substanz ist und hier als günstiges Nahrungsergänzungsmittel verkauft wird).
Das folgende Bild gibt einen Überblick, über die positiven Effekte, die Taurin haben kann:

Eine mögliche Erklärung, weswegen Taurin sich auf so viele Systeme im Körper positiv auswirkt, sind seine Wirkungen auf den Energiehaushalt. Taurin aktiviert Komplex 1 der Atmungskette und NADH-sensitive Enzyme indem es das NADH/NAD+ Verhältnis verringert und es stellt die Fähigkeit der Fettsäureoxidation durch eine Erhöhung des Transkriptionsfaktors PPARα wieder her. Beides Faktoren, die auch bei Alterungsprozessen eine Rolle spielen #AntiAging. Außerdem verbessert Taurin die Absorption von Fettsäuren im Darm, die dann zur Energiegewinnung genutzt werden können. Taurin wirkt außerdem:
- Antioxidativ
- Schützt Mitochondrien
- Schützt das ZNS (zentrale Nervensystem) über GABA, Glyzin und NMDA Rezeptoren
- Schützt das Herz während eines Infarktes durch eine Modulierung der Calciumkonzentration
Klingt als sollten wir alle ein wenig mehr Taurin essen? Hier mal eine anwendungsbezogenere Studie. Balshaw et. al untersuchten den Effekt von Taurin auf die Leistungsfähigkeit von trainierten Läufern bei einem Lauf von drei km. Design: Randomisierung, doppelte Verblindung und ein crossover design. Beide Gruppen nehmen einmal Taurin und einmal Plazebo bevor sie drei km laufen (crossover design). Zwischen beiden Versuchen liegt eine Woche zur Regeneration (washout period). Sowohl Untersucher als auch Sportler wissen nicht ob sie einen Plazebo bekommen (double-blind, placebo controlled). Wer in welche Gruppe kommt wird zufällig ausgesucht (randomization).
7 von den 8 Sportlern hatten eine bessere Performance von 1,7 %, also etwa 10 Sekunden, (p = 0,013) wenn sie Taurin (1 g) vor dem Lauf genommen haben. 1,7 % scheint nicht viel zu sein. Da bei einem 3000 m Lauf aber a) Gewinner und Verlierer weniger als eine Sekunde (Olympia 2016) voneinander trennen und b) Taurin mit 1 g relativ niedrig dosiert war, sind die Ergebnisse sehr spannend.
Im Handbuch der Aminosäuren empfehlen die Autoren zwischen 2 g und 7 g täglich für Sportler, um positive Effekte zu erzielen. Also mehr Muscheln essen, Energy-Drinks trinken oder doch Taurin als Pulver nehmen?!