Eine Dysbalance von Progesteron und Östrogen als Auslöser von Migräne?
Progesteron wird hauptsächlich von den Eierstöcken und teilweise von der Plazenta und den Nebennieren produziert. In der ersten Zyklushälfte (Follikelphase) werden 1 – 2 mg täglich (fast ausschließlich in den Nebennieren) produziert. In der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase) steigt die Menge auf 20 – 40 mg am Tag an, durch die vermehrte Produktion in den Eierstöcken.
Östrogene können dazu führen, dass der Körper Wasser zurückhält. Es kann zu Schwellungen kommen. Progesteron fördert die Wasserausscheidung, es wirkt also diuretisch. Östrogene können die Menstruationsblutung verstärken indem sie die Proliferation des Endometriums (Schleimhaut der Gebärmutter) anregen. Progesteron stoppt die Proliferation und limiert den Blutverlust. Östrogene können das sympathische Nervensystem stimulieren und so die Aufmerksamkeit bzw. Wachheit erhöhen. Bei unzureichendem gegenteiligen Effekt durch Progesteron können Östrogene zu Nervosität führen. Progesteron hat eher einen beruhigend Effekt, indem es das parasympathische Nervensystem stimuliert.
Assoziation von Östrogen und Migräne
Migräne ist eine vorwiegend weibliche Erkrankung. Die 1-Jahres-Prävalenz von Migräne ist bei Frauen fast dreimal so hoch (17 vs. 6 %) und die Lebenszeit-Inzidenz mehr als doppelt so hoch (43 vs. 18 %) wie bei Männern (LINK).
Im Vergleich zu allen anderen Phasen des Menstruationszyklus ist die Inzidenz von Migräne ohne Aura (MwA) während eines 5-Tage-Fensters am höchsten, das 2 Tage vor Beginn der Menstruation beginnt und die ersten 3 Tage der Menstruation umfasst (LINK).
Eine Studie, die in Frontiers in Molecular Biosciences veröffentlicht wurde, legt nahe, dass Sexualhormone die Zellen um den Trigeminusnerv und die damit verbundenen Blutgefäße im Kopf beeinflussen, wobei Östrogene – die bei Frauen im reproduktiven Alter am höchsten sind – besonders wichtig für die Sensibilisierung dieser Zellen für Migräneauslöser sind.
Balance von Progesteron und Östrogen
Progesteron und Östrogen sollten in einem bestimmten Verhältnis zueinander vorliegen. Ein Überschuss an Östrogen kann ggf. die Entstehung von Migräne beeinflussen, hat aber noch weitere Konsequenzen, wie z.B. starke und schmerzhafte Monatsblutungen, Brustspannung, Stimmungsschwankungen, Krämpfe, etc.
Durch eine Laboranalyse Progesteron und Östrogen am 21. Zyklustag kann festgestellt werden, ob eine Dysbalance beider Hormone vorliegt und entsprechend eine Substitution von Progesteron sinnvoll sein.
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